Badisches Landesmuseum Karlsruhe - Möbel für den Fürstenhof


Die Möbelkunst am Oberrhein in der Zeit zwischen 1750 und 1850 spiegelt die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Herrschaftsgebiete wider, die durch das Ende des Ancien Regimes und den Beginn der neuen bürgerlichen Zeit bestimmt sind.

In diesem Spannungsfeld eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels zwischen Absolutismus und Bürgerlichkeit zerfielen bestehende oder entstanden neue Kunstgewerbezentren. Mannheim verlor seine Dominanz und Karlsruhe rückte in die Reihe der florierenden Manufakturstädte auf.
Trotz regionaler Unterschiede sind immer wieder Gemeinsamkeiten zu spüren. Die beiden Städte orientierten sich an den allgemeinverbindlichen Ausstattungs- und Stilnormen, die in den wichtigsten europäischen Zentren vorherrschten.
Während neben Paris gegen Ende des 18. Jahrhunderts London mit seinem schlichten und eleganten Produkten Vorbild wurde, übernahm zu Beginn des 19. Jahrhunderts das napoleonische Paris durch strenge und monumentale Werke eine führende Rolle. Aber auch die große deutsche Manufaktur der Roentgen in Neuwied, bekannt durch Lieferungen an zahlreiche europäische Höfe und den Hochadel, wirkte mit ihren technischen Raffinessen und kunstvollen Ausführungen auf die höfische Möbelkunst am Oberrhein ein. So schätzte man in Mannheim und in Karlsruhe um 1800 besonders das strenge und einfache Design, die funktionelle Form und die saubere, solide Ausführung. Bei der Übernahme moderner Formen wurde jedoch immer wieder eine individuelle Gestaltung angestrebt.
Eine Stilvielfalt zeichnete das neue Großherzogtum Baden aus, das auch das Handwerk in der angegliederten Kurpfalz mit Aufträgen versah. Deshalb kann die Möbelkunst der beiden Kunstgewerbegebiete am Oberrhein Tradition und Fortschritt anschaulich schildern und auf stilgeschichtliche Konflikte aufmerksam machen.

ISBN: 379950365X

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