In Deutschland wird der frühe Klassizismus als "Zopfstil" bezeichnet, eine Stilbezeichnung, die durch die damals vorherrschend modernen Herrenfrisuren zu Stande kam. Durchgesetzt hat sich der Begriff "Zopfstil" allerdings nicht. In ganz Europa wird diese Epoche im Allgemeinen als Louis-XVI bezeichnet.
In Deutschland werden Möbel zu dieser Zeit gerade in ländlichen Bereichen deutlich anders gebaut als in Frankreich. Man verwendet einheimische Hölzer und verziert die Möbel durch geschnitzte Girlanden, Friese und Galerien.
Die Epoche Louis-XVI benennt sich nach dem französischen König Louis-XVI, in dessen Regierungszeit (1774-1792) sich der Stil ausprägt. Durch gravierende Veränderungen im Aufbau des Möbelkörpers, sowie durch Neuerungen in der verwendeten Ornamentik und den Verzierungen wird der Klassizismus eingeleitet. In der Zeit von 1770 bis 1790 setzt sich der frühklassizistische Stil ausgehend von Frankreich durch und erobert bald ganz Europa. Er beeinflusst zuerst die Architektur und wird daran anschließend auch im Möbelbau gebräuchlich.
Im Louis-XVI kommt die ruhige, lineare Form wieder zur Geltung. Waren im Louis-XV noch die gebogene Form, Schweifungen und Schwünge modern, so ging man im Klassizismus wieder zu einer streng geometrischen Ordung im Objekt zurück. Verschmelzungen einzelner Elemente weichen der klaren Gliederung. Dabei übernehmen gerade Linien und rechtwinklige Flächen gestalterische Funktionen. Klare Symmetrie und architektonische Aufbauten prägen den Möbelbau dieser Zeit.
Als Ornamentik zählen vegetabile Motive in der Art von Blumenranken, Blüten, Blätter und vor allem Girlanden. Antike Ornamente wie Wellenranken, Flecht- und Mäanderbänder werden zu den wichtigsten Schmuckelementen des Louis-XVI. Besonders typisch sind Zahnschnittleisten und Gitterränder, sowie stilisierte Vasen mit Behang. Kannelierungen und meist verkröpft abgeschrägte Ecken ergänzen das strenge Erscheinungsbild der frühklassizistischen Möbel ebenso wie kannelierte Vierkantspitzfüße oder runde Spitzfüße.
Die im Rokoko gebräuchliche Rocaille wird im Klassizismus abgelöst durch florale Ornamente wie Blüten, Blätter und Ranken. Man greift auf antike Vorbilder wie Wellenranken, stilisierte Vasen, Girlanden und Festons zurück.
Zu den vegetabilen Ornamenten kommen geometrische wie Mäander- und Flechtbänder, Zahnfriese, Kannelierungen und Gitterränder.