Dänemark
Messing, Emaille
datiert: 1829
Maße: H x B x T: 46 x 13 x 8 cm
Beschreibung:
Ganz außergewöhnliche und nur äußerst selten zu findende schwerkraftsbetriebene, an einer Zahnleiste aufgehängte Wanduhr.
Auf einem Brett aus massivem Mahagoniholz ist die Messingleiste mit linksseitiger Zahnung montiert. Diese sogenannte "Säge“ greift in das Räderwerk ein und überträgt das Eigengewicht der Uhr als Antriebsenergie.
Das aus Gewichtsgründen mit Metall ummantelte Uhrwerk wird also an der Säge nach oben geschoben und sodann sorgt die Schwerkraft für die zum Gang notwendige Spannung im Räderwerk. Es dauert etwa 36 Stunden bis die Uhr einmal von oben nach unten "gewandert" ist und dann wieder hochgeschoben werden muss.
Die Ganggeschwindigkeit des Uhrwerkes mit Spindelhemmung wird durch ein kurzes Vorderzappler-Pendel reguliert. Es schwingt vor dem weiß emaillierten Zifferblatt mit seinen gestochen fein gezeichneten arabischen Ziffern und den ebenfalls unglaublich fein gearbeiteten Zeigern in Wellenform.
Die dominante, ebonisierte Lünette dient nicht nur dazu, den Blick des Betrachters auf das Zifferblatt zu lenken, sondern bringt auch die nötige Robustheit zum täglichen Anfassen und Hochschieben mit.
Bei genauem Hinsehen fällt eine in Nadelprägung aufgebrachte Signatur im unteren Bereich der Messingleiste auf: Borch - Odense - No 29.
Der Uhrmacher Chr. Carl Borch (1797-1866) betrieb eine kleine Werkstatt in Odense und hatte sich auf die Herstellung von Konsol- und Sägeuhren spezialisiert. Explizit erwähnt wird er in dem Bericht Tidens gang i Odense - Om tidsmåling og urmagere oder zu deutsch Der Lauf der Zeit in Odense - Über Zeitmessung und Uhrmacher, verfasst von Jens Kongsted Lampe für das Museum Odense und unter dem folgenden Link aufrufbar: https://museumodense.dk/artikler/tidens-gang-i-odense/
Die Bezeichnung No29 legt nahe, dass Borch diese Uhrwerke in einer kleinen Serie gefertigt hat. Ein weiteres Exemplar aus wahrscheinlich eben dieser Serie wurde im Jahr 2007 unter der Losnummer 469 bei der Uppsala Auktions Kammare versteigert.
Rückseitig ist die Uhr datiert: 21 December 1829. Hier finden wir auch einige Nummerierungen und die Datierung 26 Januar 1862, vermutlich dem Datum einer Reinigung des Uhrwerkes.
Nicht original zugehörig und auch nicht wirklich notwendig, da das Uhrwerk durch die Metallummantelung vor Staub geschützt wird, ist ein Gehäuse aus der Gründerzeit. Dieser vom Vorbesitzer angeschaffte Kasten ist ausdrücklich unrestauriert und so wie er ist im Kaufpreis enthalten. Siehe Foto.
Wissenswertes:
Sägeuhren gehören zu einer kleinen Gruppe schwerkraftbetriebener Antriebstechniken, bei denen nicht ein separates Gewicht oder eine gespannte Feder, sondern die Uhr selbst mit ihrem Gewicht die nötige Antriebsenergie liefert. Eine der ältesten bekannten Sägeuhren, gefertigt von Francesco Philippine, stammt aus dem Jahr 1688 und befindet sich heute im Besitz des Hessischen Landesmuseum in Kassel.
Das Prinzip der Sägeuhr ist so einfach wie genial – sie nutzt eine gezahnte Leiste als Führung und Energiespeicher zugleich: Mit dem langsamen Herabsinken des Uhrkörpers entlang dieser Zahnleiste wird die Energie gleichmäßig an das Werk abgegeben. Diese Funktionsweise ist nicht nur technisch bemerkenswert, sondern auch visuell faszinierend – der langsame „Fall“ der Uhr lässt die vergehende Zeit unmittelbar erlebbar werden.
Zustand:
Sehr schöner und authentischer Zustand. Das Werk wurde komplett zerlegt, grundgereinigt und revidiert. Es läuft einwandfrei.
Preis: Dieses Objekt ist bereits verkauft.
Vergleichen Sie hierzu bitte die folgende Fachliteratur:
Jürgen Abeler - Ullstein Uhrenbuch S.74
Karl-Ernst Becker & Hatto Küffner - Uhren S.105
Artikel gefunden unter: Uhren
Schweiz
Messing vergoldet
1980er Jahre
Paris
Bronze, Marmor
um 1830
Schweden
Birke, Mahagoni
Historismus - datiert 1857