Breslau
Riegelahorn, Ahornmaser
um 1810
Wohl Breslau um 1810, nach einer 1807 publizierten Vorlage aus „La Mésangère“.
Riegelahorn, Ahornmaser- und ruhiges Ahornfurnier auf Nadelholz. Die Einlagen teils ebonisiert.
Originaler polierter Stahlschlüssel und eingelassene Eisenschlösser.
Provenienz:
Schloss Carlsruhe Schlesien, Residenz der Herzöge von Württemberg-Oelz.
1944 mit dem Schlossinventar nach Württemberg ausgelagert.
2022 Verkauf durch die Erben Herzog Ferdinands von Württemberg (1925-2020).
Maße: H x B x T: 81 x 110 x 60 cm
Beschreibung:
Ein vorspringender Sockel, der unmittelbar auf dem Boden steht, trägt den leicht trapezförmigen Korpus mit drei großen Schubkästen, die ohne Unterbrechung durch Traversen eine Fläche bilden, die durch vorspringende Pilaster mit Karyatiden in drei Felder gegliedert ist, in die jeweils ein Sistrum eingelassen ist. Das Sistrum, eine altägyptische Rassel, wurde mit Hathor, der Göttin der Musik, Liebe und Freude in Verbindung gebracht und in der Tempelmusik häufig zur Rhythmusgebung und zur Abwehr böser Geister verwendet.
Der nördlich von Luxor gelegene Hathor-Tempel in Dendra dürfte als Inspiration für den Entwurf einer Kommode gedient haben, die Anfang des 19. Jahrhunderts in dem berühmten Pariser Modemagazin „La Mésangère“ publiziert wurde und ganz offensichtlich als Vorlage für die Carlsruher Kommode diente.
Es verwundert nicht, dass „La Mésangère“ am Carlsruher Hof gelesen wurde. Nach einem Brand 1798 wurde das Schloss durch den Bruder König Friedrichs I. von Württemberg, Herzog Eugen Friedrich von Württemberg wieder aufgebaut, mit Theater und Hofkapelle ausgestattet und erlebte als dessen Residenz eine kulturelle Blüte. Der Herzog war beispielsweise ein Förderer des Komponisten Carl Maria von Weber, den er 1806 als Kapellmeister an den Carlsruher Hof holte.
Eine im Entwurf sehr ähnliche Mahagoni-Kommode, ebenfalls mit eingelassenen Sistren wird Jacob Frères zugeschrieben und 1799-1802 datiert (Sotheby’s, Villa Demidoff, 22.-24. April 1969, Lot 250). Eine weitere Kommode ließ der Abt Albert Nagenzaun zur Aufbewahrung des Prachtwerkes „Description de l’Egypte“ 1828 von Johann Hoegl für die Bibliothek des Salzburger Stift St. Peter fertigen.
Zustand:
Alltagstauglicher Patinazustand, ältere Furnierergänzungen belassen, Laufleisten der Schubkästen restauriert, einwandfreie Funktion.
Preis: 11800,-€
Unter den beigefügten Fotos finden Sie neben der oben benannten Vorlage, die 1807 im „La Mésangère“ publiziert wurde, auch ein Bild des Hathor-Tempel in Dendra und eine Aquarellzeichnung des Schlosses Carlsruhe aus der Sammlung Alexander Duncker.
Text und Recherche: Michael Sulzbacher
Artikel gefunden unter: Kommoden
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