Amsterdam
Nusswurzel u.a.
um 1760
Maße:
H x B x T: 283 x 58 x 30 cm - ohne Figuren verringert sich die Höhe auf 241 cm
Beschreibung:
Aufwendige Standuhr in typischer Amsterdamer Bauart mit Figurenbekrönung.
Der in Nussbaum-Wurzel furnierte Korpus mit feinen Einlagen aus Ahorn steht auf sogenannten Ball-and-Claws Füßen, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts besonders beliebt waren. Der untere Korpusteil ist, ebenfalls zeittypisch, stark gebaucht, der mittlere Teil springt in der Breite zurück und hat eine sowohl oben wie auch unten geschwungen ausgearbeitete Tür mit dieser Linienführung folgenden Fadenintarsien. Die asymmetrische, aus Bronze gegossene und feuervergoldete Rahmung des Sichtfensters entspricht mit ihren C-Schwüngen, Blüten und Rocaillen der Formensprache des Rokoko.
Spektakulär ist der Kopf der Uhr. Der von vier Säulen getragene Rundbogen mit darüberliegenden Durchbrucharbeiten wird ergänzt durch einen podestartigen Aufbau mit geschnitzten und ölvergoldeten Figuren. Links sehen wir Hermes, den Götterboten, hier als Schutzpatron des Handels mit Schreibfeder und Geldbeutel; und rechts Fama, die Göttin des Ruhmes mit der römischen Tuba in der Hand. Und über all dem thront Atlas, der Titan, der den Himmelsglobus stemmt.
Ein ganz ähnliches Gehäuse, dort mit einem Uhrwerk von Otto van Meurs, ist bei Jan Zeeman - De Nederlandse Staande Klok auf den Seiten 126-128 beschrieben. (Siehe Foto) Sinngemäß heißt es da:
Otto van Meurs hatte einen besonders geschickten Gehäusebauer, der sich durch seine raffinierte Verarbeitung und die schöne Farbe des Nussbaumfurnieres auszeichnet. Die Einlegearbeiten am doppelt gebogenen Fuß der Uhr sind aus dieser Zeit. An dem gegossenen Teil am Pendelfenster ist gut zu erkennen, dass ein elegantes und verspieltes Linienspiel zu dieser Zeit eine Grundvoraussetzung war.
Es ist naheliegend, dass der Kasten der hier nun angebotenen Uhr aus der Werkstatt eben dieses Gehäusebauers stammt.
Besonders interessant ist auch das Zifferblatt. So sehen wir oben im Bogen die Mondphase und das Mondalter. Außergewöhnlich und daher besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass hier der Mond fest montiert ist und sich die Himmelsscheibe vor ihm dreht. Eine seltene Ausführung, die, im Gegensatz zu dem sonst meist gebräuchlichen drehenden Mond, links und rechts noch Platz im Bogen lässt. Dieser Platz wurde für eine feine Malerei genutzt:
Vor der Weite des Himmels und im Schatten der Bäume sehen wir links, auf einen Anker gestützt, Spes, die Personifikation der Hoffnung, die für eine gute Ernte sorgt; und rechts Caritas als Personifikation der Nächstenliebe, die sich hier barmherzig um die Familie kümmert.
Darunter befindet sich ein versilberter Zifferring mit schwarzen römischen Stundenziffern sowie arabischen Minutenziffern, die, zeit- und regionstypisch von 20-40 gedreht sind. Die fein ausgesägten und gebläuten Stahlzeiger laufen vor einem kleinen silbernen Ring, mit Hilfe dessen die Weckzeit eingestellt wird.
Unterhalb davon sehen wir den Wochentag im Dreiecksfenster mit dem zugehörigen griechischen Symbol und je einer Gottheit als Personifikation, in dem Fall auf dem Foto Chronos, der für den Samstag steht und der mit seiner Sense die Lebenszeit begrenzt. Die weiteren Wochentage sind mit Diana, der Göttin der Jagd am Montag; Ares, dem Gott des Krieges und des Kampfes am Dienstag; Hermes, dem Götterboten am Mittwoch; Zeus, dem höchsten aller Götter am Donnerstag; Venus, der Göttin der Liebe und der Schönheit am Freitag; und mit Apollo, dem Gott der Musik und der schönen Dinge am Sonntag symbolisiert.
Oberhalb der Aufzuglöcher sehen wir ein kleines Hilfszifferblatt für die Sekunden, ein Sichtfenster für das Datum und die Signatur des Uhrmachermeisters - Jan Storm - Amsterdam.
Die Familie Storm ist mit Uhrmachern mehrerer Generationen ab 1672 in Amsterdam verzeichnet. Jan Storm ist laut Enrico Morpurgo - Nederlandse klokken- en horlogemakers vanaf 1300 ab 1717 tätig gewesen. Die hier angebotene Uhr dürfte aus den letzten Jahren seiner Werkstatt stammen.
Das gewichtsbetriebene Uhrwerk mit einer Gangdauer von einer Woche schlägt halb- und vollstündlich die jeweilige Stundenanzahl und je ein Einzelschlag zu den Viertelstunden.
Zustand:
Sehr guter, restaurierter Zustand von Uhrwerk und Gehäuse. Das Werk wurde komplett zerlegt, gereinigt und revidiert, das Gehäuse wurde mit Schellack grundiert und mit Wachs mattiert.
Das oberste Podest des Kopfes war bei Erwerb nicht vorhanden und wurde im Zuge der Restaurierung nach altem Vorbild ergänzt. Auf dem Foto, dass die Rückwand des Kastens zeigt, sehen Sie, dass die Rückwand, vermutlich für einen umzugbedingten Transport, zunächst gekürzt und anschließend wieder verlängert wurde.
Preis: 12000,- €
Zu dieser Uhr empfehlen wir Ihnen die folgende Literatur:
Jan Zeeman - De Nederlandse Staande Klok
Mehr über die Schaffenszeit der Uhrmacherfamilie Storm erfahren Sie in folgendem Verzeichnis:
Enrico Morpurgo - Nederlandse klokken- en horlogemakers vanaf 1300
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