Süddeutschland
Nussbaum, Ahornmaser
Biedermeier um 1825
Maße: H x B x T: 163 x 100 x 55 cm
Beschreibung:
Strenger und klassischer Schreibschrank aus dem schwäbischen Biedermeier um 1825.
Für einen streng architektonischen Charakter sorgen zum Einen der Sockelbereich, der ohne Füße auskommt; zum Zweiten die freistehenden Säulen, die unten auf risalitartig aus dem Sockel hervortretenden Basen stehen und die oben das überkragende Gesims tragen; und zum dritten der Dreiecksgiebel, das sogenannte Schinkeldach.
Schauen wir uns die Säulen einmal genauer an, so stellen wir fest, dass sie umlaufend furniert sind. Das Furnieren derart kleiner Radien erforderte zur Entstehungszeit des Möbelstückes ein außergewöhnliches handwerkliches Geschick. Gelungen ist es in einer Perfektion, die einfach nur staunen lässt. Die zwei Säulen fügen sich in ihrer Spiegelbildlichkeit perfekt in das Gesamtbild der Möbelfront ein.
Öffnen wir die unteren Türen, so sehen wir drei innenliegende Schübe. Die ebonisierte Rahmung und die ebenfalls geschwärzten Zugknöpfe stehen in starkem Kontrast zum hellen Ahornholz.
Die an der damals vorherrschenden Architektur orientierte Erscheinung setzt sich auch im Innenleben fort. Charakterprägend ist hier vor allem das vollflächig aufgebrachte Maserfurnier, das zwar stark strukturiert aber gleichzeitig fast richtungslos ist und die Oberfläche wie aus Stein erscheinen lässt. Die Flächigkeit des Eingerichtes wird dezent unterbrochen durch den leicht zurückspringenden Mittelteil mit seinen eingestellten Halbsäulen und durch die auch hier ebonisierten Zugknöpfe und den Schlussstein des Rundbogens.
Den oberen Abschluss bildet eine Kopfschublade mit der darüberliegenden Dachkonstruktion. Außergewöhnlich ist die starke Betonung des Dreiecksgiebels, die dadurch erreicht wird, dass die Form der horizontal verlaufenden Profilleiste auch für die zwei schräggestellten Linien verwendet wurde. Dieses außergewöhnliche Detail ist nur von wenigen Möbelstücken bekannt, unter anderem von einem um 1830 für das Schloss Zeil bei Reichenhofen gefertigten Sekretär, der auch noch weitere Gemeinsamkeiten mit dem hier angebotenen Möbelstück aufweist und der bei Angus Wilkie - Biedermeier - Eleganz und Anmut einer neuen Wohnkultur am Anfang des 19. Jahrhunderts auf S.98 abgebildet ist.
Wissenswertes zum Thema Maserholz:
[...] Eine andere Vorliebe der [Biedermeier] Zeit galt - über die großflächigen Furnierbilder hinaus - den stark strukturierten Furnieren, die entweder schimmernde Wellen und Lichter im Holz aufweisen wie Birke, Esche und Ahorn, oder die flammende, kleinteilige Zeichnungen des Wurzelmaserholzes zeigen. Mit diesem, nur schwer in Furnierblätter zu sägenden, äußerst harten Holz der Wurzelknollen oder dem Maserholz krankhafter Stammwucherungen, wurde ein ganz besonderer Kult getrieben. Während es im 18. Jahrhundert lediglich möglich war, kleine Stücke und schmale Streifen für Intarsien zu verwenden, erlaubten jetzt die mit Wasser - und Dampfkraft betriebenen neuen Kreis- und Bandsägen, größere Furnierflächen aus diesem extrem zähen Holz zu schneiden. [...] [Ottomeyer, Schlapka - Biedermeier Interieurs und Möbel S. 113]
Zustand:
Restaurierter und alltagstauglicher Zustand. Schellack handpoliert.
Bitte vergleichen Sie die folgende Literatur:
Angus Wilkie - Biedermeier - Eleganz und Anmut einer neuen Wohnkultur S.98
Rainer Haaff - Biedermeiermöbel Aufl. 2006 Abb.733
Artikel gefunden unter: Sekretäre
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Palisander u.a.
zweite Hälfte 18. Jahrhundert
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Mahagoni
Directoire um 1800
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Kirsche
frühes 19. Jahrhundert