Paris, Brüssel
Bronze, Emaille
Empire um 1810
Maße: H x B x T: 36 x 28 x 11 cm
Beschreibung:
Wunderschöne, feuervergoldete und patinierte Bronze Pendule aus dem frühen 19. Jahrhundert. Dargestellt ist ein junger Mann, der ein großes Baumwollpaket auf dem Rücken trägt. In der rechten Hand hält er einen Brief, mit der linken stützt er sich auf einem Bambusstab. In der Hutschnur klemmt seine Tabakpfeife, seine Trinkflasche trägt er am Gürtel.
In interessantem farblichem Kontrast steht nicht nur die Feuervergoldung zur tiefschwarz patinierten Bronze, sondern besonders auffallend sind auch die weißen Glasaugen.
Der Ziselleur hat es geschafft durch unterschiedliche Oberflächenbearbeitungen Materialien greifbar zu machen. So ist beispielsweise die Haut dezent anders schraffiert als der Baumwollstoff der Hose - schauen Sie sich hierzu bitte das Foto an, das den Fuß im Detail zeigt.
Die Proportionen der Figur sind perfekt getroffen, der Faltenwurf der Hose unterstreicht die dynamische Bewegung.
Das Herz der Uhr ist ein 8-Tage Pendulenwerk aus der Werkstatt Jean-Joseph Hanset in Brüssel.
Die Breguetzeiger sind gebläut, das Pendel ist zeittypisch an einem Faden aufgehängt. Die Uhr schlägt zur halben und vollen Stunde auf eine Glocke.
Jean-Joseph Hanset wurde 1767 in Bevekom geboren und verstarb 1826 in Brüssel. Er war Uhrmacher am königlichen Hofe „Horloger de la Cour“ von König Wilhelm II. Seine Werkstatt ist ab 1799 in der Trapstraat in Brüssel nachgewiesen. Auch sein jüngerer Bruder Jean-Baptiste war Uhrmacher in Brüssel.
Uhren von Jean Joseph Hanset befinden sich unter anderem in der Königlichen Sammlung in Brüssel (Inventar KK-B224977), im Palais Het Loo in Apeldoorn und im Musée Francois Duesberg in Mons.
Auch eine Matelot Pendule mit Uhrwerk von Jean Joseph Hanset ist aus dem Kunsthandel bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass beide "Au Bon Sauvages" Uhren für den selben Auftraggeber gefertigt wurden. Die Bronzen sind dabei mit großer Wahrscheinlichkeit aus Paris nach Brüssel geliefert worden und dann mit dem eigens dafür angefertigten Werk ausgestattet worden. Die Tatsache, dass bei der hier angebotenen Uhr das Pendel hinter der rückseitigen Lünette schwingt und nicht in der Pendelaussparung im Baumwollballen stützt die These, dass die einzelnen Komponenten zeitgleich aber nicht ortsgleich angefertigt wurden.
Wissenswertes:
Die Darstellung des Le Portefaix stammt vom Pariser Bronzegießer Jean-André Reiche, der seinen künstlerischen Entwurf 1808 in Paris registrieren ließ. Neben der Darstellung des Baumwollpflückers gibt es noch zahlreiche andere Pendulen, die sich mit dem Thema der Kolonialisierung beschäftigen. Auch andere Themen aus der "neuen Welt" wurden künstlerisch behandelt - exotische Tiere und Pflanzen - Schmetterlinge, Paradiesvögel, Tabak und Gewürze...
Die Pendulen "Au Bon Sauvage" sind als Zeichen der Bewunderung für das Exotische ein typisches Merkmal der Aufklärung des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Sie zeigen die Sehnsüchte einer bis dahin europazentrierten Gesellschaft, die vor allem durch die Entdeckung der Seefahrt und durch die Revolution 1789 gedrängt wurde, über den gewohnten Horizont hinauszublicken.
[Quelle: Elke Niehüser - Die französische Bronzeuhr S. 140-143]
Exemplare dieser Uhr befinden sich in den großen Museen der Welt, wie dem Musée des Arts Décoratifs in Paris.
Zustand:
Sehr schöner Erhalt der Feuervergoldung mit leichten altersbedingten Bereibungen.
Von Grund auf gereinigtes und einwandfrei funktionierendes Uhrwerk.
Die Pendule Portefaix ist in verschiedenen Fachbüchern abgebildet, u.a.:
Giacomo et Aurélie Wannenes - Les plus belles pendules francaises S. 312
Elke Niehüser - French Bronze Clocks Abb. 240
Die Werkstatt Jean Joseph Hanset ist in folgender Literatur nachgewiesen:
Eddy Fraiture - Belgische Uurwerken En Hun Makers S. 164
Artikel gefunden unter: Uhren

London
Holz, Messing
um 1800

Schweiz
Mahagoni
Baujahr 1986

Frankreich
Mahagoni
zweite Hälfte 19. Jhdt.